Venedig – San Marco, Gondelfahrt und Taverna dei Dogi
Am Vaporetto (Wasserbus)- an der Piazza le Roma B kann man wohl in jede Linie einsteigen, wenn wir das richtig festgestellt haben. Diese öffentlichen Verkehrsmittel fahren alle 10 – 20 Minuten. Wir wollten mal nicht direkt am San Marco aussteigen und sind an der Haltestelle Zattere raus. Von dort aus kann man gemütlich durch die Kanalgassen schlendern. Mittlerweile hatte ich auch mal die Reservierungen durchgelesen und festgestellt, das die Gondelfahrt um 16 Uhr startete. Noch genug Zeit. Übrigens wurde wir auch hier wieder auf die Fahrtickets kontrolliert.
Wir sind ohne den Stadtplan einfach mal so durch und wollten finden was eben gefunden werden wollte. Um so näher San Marco rückte um so voller wurde es. Aber immer noch sehr überschaubar.
In einer kleinen Gelateria auf dem Campo Santo Stefano haben wir Cappuccino getrunken und nochmals nachgelesen ob die Gondelfahrt auch wirklich um 16 Uhr stattfindet. Von hier aus haben wir dann auch mal Maps gestartet um die Wege einschätzen zu können.
Was wir dann zufällig am Rande noch bemerkt haben ist, dass Toni keine Dinner Zeit reserviert hat sondern Lunch. Man fühlt sich in solchen Situationen manchmal wie in einer Matheprüfung in der man 1+1 in den Taschenrechner tippt… Also das Wort Lunch nochmal übersetzt… meine Güte… und ja, Lunch heißt – kleinere Mahlzeit zum Mittag. Wir hatten da 15 Uhr etwa. Toni, Toni, Toni… Ob wir trotzdem noch einen Tisch bekommen, wollten wir nach der Gondelfahrt direkt in der Taverna erfragen.
San Marco und der Touristicker
Gleich um die Ecke war der San Marco Platz und direkt hintendran auch unser Treffpunkt für die Gondelfahrt. Da wir nicht wussten ob wir an derselben Stelle nochmal ankommen. Noch ein paar unvorteilhafte Bilder geschossen. Die Sonne stand. Am Treffpunkt zur Gondelfahrt etwas schockiert. Eine ziemlich lange Schlange. Erstmal beobachten ob das tatsächlich alles zur Gondelfahrt gehört. Die Guides kamen und uns wurde klar das wir jetzt wo drinhängen worauf wir absolut nicht abfahren. In eine Reihe sortieren, Audiogerät (Englisch oder Italienisch) und Ohrstöpsel ausgehändigt und das Beste – Der Touristicker!
Wir überlegten kurz: “Brechen wir ab an dieser Stelle!?” oder ziehen wir es durch. Hach, jetzt sind wir halt mal da und machen den “Spaß” mit.
Die Frau im Ohr und die Mexikanerin im “Boot”
Bevor man also “als Massenpolonaise” in die Gondel darf, wird erstmal eine kleine Runde im Viertel gedreht. Und es ging schon los… Der erste hatte ne Frage, der nächste war auf dem falschen Audiokanal der andere hat verpasst zuzuhören als sie sagte es wird auch englisch gesprochen. Klassiker. Absolute Klassiker. Übrigens alles Erwachsene – keine Schülergruppe, kein JGA oder so was.
Die Qualität der Audios war so schlecht ich hab nach der zweiten Erklärung im monotonen Sprachstil auf Off gedrückt. Keine Ahnung also was wir gesehen haben. Für die Guide-Frau habe ich gehofft das es ihre letzte Tour für heute war. 🙂
In Vierergruppen ging es auf die Gondeln. Endlich mal etwas Ruhe und die Fahrt genießen. Dem war natürlich nicht so! Wir hatten ein Ehepaar aus Mexiko mit auf der Gondel. Sie, unglaublich fröhlich und dauerredend. Mein Plan – bei vier Personen – ganz vorne zu sitzen ging auf. Christian gegenüber. Warum nicht hinten nebeneinander ? Macht mit fremden Personen keine schönen Bilder!
Die Mexikanerin fragte ob ich von ein Foto von ihnen machen kann und na klar, kann ich. Sie kam dann auf die Idee, Christian und mich zu fotografieren – hinten – am Zweiersitz. Wo ihr Mann und sie schon saßen. Ich hab mich kurzfristig im Kanal schwimmen gesehen. Während wir losfuhren scheuchte sie ihren Mann auf den nächsten Platz nach vorne – ihr Plan war reihum eins weitersitzen – das funktioniert nur leider nicht. Hat sie nicht verstanden! Es war ein Chaos in dem schwankenden Ding und ich blieb einfach nur sitzen und sagte in Dauerschleife “No”.
Nachdem der Gondoliere das Ding wieder ausgeglichen hat macht Sie weiter und meinte – sind ja nur noch 2x tauschen. Herrje – und ich soll stur sein… Ich hab der Sache keine Beachtung mehr geschenkt und mal angefangen endlich Bilder zu knipsen. Eigentlich war beim Einsteigen alles perfekt so wie es war. Nach der supertollen Idee der guten Frau war die Konstellation die ganze Fahrt lang so, dass Christian mit Mailo auf dem Schoß hinten neben Ihr saß und Ihr Mann auf der selben Seite vorne, wie ich. (Ich muss schon wieder Tränen lachen wenn ich daran denke). Sie wurden auch 2x freundlich und beim dritten Mal recht laut vom Gondoliere ermahnt. Gleich unter der ersten Brücke durch rief sie noch lauthals: “Viva la Mexico!” – ob sie die Leute oben auf der Brücke gekannt hat ? – keine Ahnung. Ich musste lachen. Wenigstens nicht mehr ganz so knapp vor dem umkippen aber in Schräglage ging die “wilde Fahrt” in “Alessia” weiter.
Es war tatsächlich mal kurzfristig ruhig und es war schön. Jetzt noch, in der Vorsaison. Am Ende der Fahrt, fing die Frau Mexikanerin nochmal damit an das wir vor dem aussteigen noch schnell ein Bild machen. Ich bin froh das ihr Mann dann mal gesagt hat, das es jetzt ok ist – wir das nicht wollen und sie die Leute einfach jetzt in Ruhe lassen soll. Danke!
Trotz alledem habe wir und lächelnd verabschiedet – und auch dieses mal dachte ich wieder an andere und darüber nach, ob sie das wohl nochmal für sich wiederholen. Denn Mexiko ist für eine Gondelfahrt in Venedig doch ziemlich weit weg. Da sind wir aus dem Schwarzwald nochmal schneller hier. Vergessen werden sie die Fahrt bestimmt nicht.
Das Dinner – mit einem tierischen Krimi vorab
Zurück an der Piazza San Marco versuchten wir die Sache nochmal auf uns wirken zu lassen. Während wir da so standen und überlegten wie wir am besten noch wenigsten ein Foto hinbekommen was nicht voller Schatten oder völlig überbelichtet ist, stürzte sich eine Möwe neben uns auf den Boden und hackte sich, etwas -wie ich empfand- über die Maßen hinaus, in eine Taube. Ganz so viel Wissen über Möwen habe ich nicht aber gegenüber diesem Exemplar frisst ein Bussard bei seiner Speise vermeintlich, mit Besteck. Die Taube lag dann also da, völlig zerrupft. Die Möwe wieder weg. Falls Möwen Etappenfresser sind – ok. Ansonsten, ganz schön übel von dieser Möwe. Solch ein Rüpel.
Das Bild konnten wir dann auch vergessen, Mailo fand den Rest der Taube anziehend lecker. Falls das die Möwe sieht, gäbe es das nächste Opfer. Wir sind dann lieber mal weiter.
An der Promenade am Canal Grande wurde es angenehm kühl. Einige Menschen fotografierten einen sehr schmalen Gasseneingang und wir liefen einfach mal dazu. Es war die Calle Albanesi Venezia. Da mussten wir sowieso hin, wir sahen das Schild Taverna Dei Dogi.
Wir waren eine halbe Stunde zu früh. Wie die meisten italienischen Restaurants öffnet man erst wieder gegen 18:30 oder 19 Uhr. Wir gingen rein um das mit der Reservierung zu klären. Wir dachten uns, falls es nicht akzeptiert wird, bleiben wir trotzdem zum essen. Giovanni – So heißt der Wirt – saß mit seinen ganzen Mitarbeitern am Tisch und sie waren recht lustig. Er sagte wir können in jedem Fall kommen. Die Reservierung ist in Ordnung. In der Zeit liefen wir noch etwas umher und fanden eine nette urige Kneipe. Hier treffen sich wohl auch die Gondolieri und ich fand mein erstes Amerechini in Italien.
Zurück in der Taverna dei Dogi erklärte uns Giovanni, dass wir aus dem Tagesmenü selbst zusammenstellen können – nur die Getränke sind nicht im Gutschein enthalten. Ohne etwas gesagt zu haben kam er auch gleich nochmal mit Wasser für Mailo raus.
An der Scheibe hing ein alter Zeitungsartikel – Italia Weltmeister 1982 – da mussten wir natürlich mal augenzwinkernd und grinsend nickend an die Scheibe klopfen als Giovanni wieder an unserem Tisch stand.
Allgemein hatte er immer lustig und fröhlich etwas zu erzählen. Die Mischung aus italienisch, englisch und deutsch macht eine Unterhaltung doppelt so unterhaltsam. Was soll man sagen, es war richtig “traditionell” – ältere Herrschaften und ein jüngerer im Service, laut im Sprechen immer etwas verschmitzt, jeden kennen der vorbeiläuft und “Giovanni” ruft und die Beine “in seiner Straße” hoch und runter vertreten. Christian musste zur “Getränkerückgabe” und verweilte im Anschluss noch etwas bei den Männern in der Taverna. Er wollte die Bilder der vielen Hüte genauer ansehen und sich erzählen lassen was das bedeutet.
Der Doge – einfach ausgedrückt – war die Obrigkeit der damaligen Republik Venedig (auch Genua hatte Dogen). Befugnisse waren irgendwann eingeschränkt, allerdings waren sie eine Repräsentative mit weitreichender Handelsmacht und eigenem Palast. Bis zur Besetzung von Napoleon (wieder mal der Korse 🙂 ) wurden sie auf Lebenszeit gewählt, danach alle zwei Jahre. Die Wahl zum Dogen war wohl mit der Zeit recht kompliziert. Charakteristisch war eben unter anderem der Hut (Corno Ducale), der als Krone galt. Jeder hatte seine eigene unterschiedliche und diese auch in seinem Wappen verankert. Der 120. Doge – der letzte – Ludovico Manin übergab die Stadt 1797 an Napoleon. Wer noch mehr dazu lesen möchte Hier! (Immer dran denken! Wikipedia Artikel werden von vielen gemeinsam geschrieben aber für den ersten Überblick immer erstmal Top!)
Nach dieser kurzen Geschichtserklärung viel Christian auf, dass sehr viele Bilder von Basketballspielen hingen. Er musste Giovanni direkt von gleicher Höhe aus fragen, ob die Körbe in Italien tiefer hängen!?
Tatsächlich ist die Herren-Nationalmannschaft in Italien recht erfolgreich im Basketball. In der Taverna dei Dogi hingen aber auch Bilder der Venezianischen Mannschaft Reyer Venezia Mestre. Diese holte sich 2016/17 zum dritten mal den Meistertitel.
Wir bestellten zum Nachtisch noch einen Grappa dazu und Giovanni kam zusätzlich noch mit einem weiteren Bild im Rahmen raus. Christian sollte ihn auf dem Bild finden.
Giovanni – 1982 – Mannschaftsfoto vom lokalen Fußballverein. Herrlich!
Auch wenn es noch so nett in der Taverna dei Dogi war – wir mussten leider langsam zurück. Den Busbahnhof finden und hoffen, dass noch wenigsten ein Bus in das Dörfchen Dolo zurückfährt. Bevor wir gingen mussten wir noch einen weiteren Grappa – aufs Haus – trinken. Die Gläschen sind dort echt nicht klein.
Laut Busfahrplan hatten wir noch etwas Zeit am Busbahnhof und sind – aus dringenden Gründen – nochmals in eine Bar. Es ist ein Kreislauf der nie Endet. Man trinkt etwas und irgendwann muss man halt doch wieder wo einkehren… Für die Rückfahrt haben wir Maps zur Hilfe genommen um anhand des Live Standorts zu erkennen wann wir schnellstens auf den Knopf zu drücken haben. Mailo war unter ein paar jungen Mädels im Bus recht unbeeindruckt und hat sich gleich breit gemacht um etwas zu schlafen. Sie fanden ihn so süß und knipsten einige Fotos.
Venedig kommt nochmal auf unsere Liste – innerhalb der Vorsaison! Ein Tag, ist wie so oft in Städten, definitiv zu wenig. Wir haben uns dort wohl gefühlt. Die verschiedenen öffentlichen Verkehrsmittel, die Gassen, die vermeintlich an einer Hauswand enden, bis es sich doch in eine Piazza erstreckt – sehr viel Kunst im Handwerk und noch so viel mehr. Vielleicht besuchen wir tatsächlich auch mal den Karneval. Mitgenommen haben wir noch die Adresse vom Hotel Ca´dei Dogi. Diesen “Luxus” werden wir uns definitiv beim nächsten Besuch in Venedig gönnen.
Abschied von Toni und der Villa Gasparini
Das Weiterziehen fiel uns nicht ganz so schwer. Das Hotel Villa Gasparini im Dörfchen Dolo ist im Gesamten ganz ok. Sie sind bemüht und es ist sauber. Wenn man es bewusst bucht, weiß man ja von vornherein, dass sie als Beispiel nur Frühstück anbieten. Im Zusammenhang mit dem Gutschein von Jochen Schweizer müssen sie definitiv vorbereiteter sein. Der Gast sollte nicht alles selbst erfragen und organisieren müssen. Das macht man ja ohne Gutschein ständig. Und der Gutschein selbst sollte etwas genauer und nicht ganz so verblümt beschrieben sein. Klar, das ist Marketing und im Kleingedruckten steht bestimmt irgendwo alles drin. Vielleicht kann man aber auch alles so lassen und es als wirkliches Erlebnis deklarieren. Man müsste nur noch ergänzen:
- Schlüpfen Sie in die Rolle des Personals
- Organisieren Sie in Eigenregie
- Bleiben Sie spontan und überraschen Sie sich selbst ob die gebuchten Angebote und Aktivitäten stattfinden oder nicht
Die Frage, ob wir das Bier vom ersten Abend aus der Minibar als Aperitif umsetzen können war uns zu viel. Der Jacuzzi blieb bis zum Check out in Deckung und kam nicht zum Vorschein. Einfach mehr Infos von selbst wären super gewesen. Draußen wurden wir noch von einer Frau angesprochen die uns mittteilte, dass der Parkplatz nicht für das Hotel ist sondern der nebendran. War ja jetzt egal.
Zwei Nächte lang hatten wir für unser Wohnmobil auf jeden Fall den Besten gratis Security Service der Gegend. Familie Ganterich!